Wort zum Nachdenken
Stolz trägt die Amaryllis ihre prächtige Blüte auf dickem Stiel. Der wunderschöne Winterblüher zieht alle Aufmerksamkeit auf sich – gerade zu dieser Jahreszeit. Auf diese Blüte lohnt es sich wirklich zu warten. Und im Fall der Amaryllis dauert das auch seine Zeit.
Die Zwiebel wird tief in die Erde gepflanzt, zu sehen ist am Anfang nur ein kleiner Teil. Und aus der dicken Knolle, die in der Dunkelheit schlummert, schöpft die Pflanze ihre Kraft. Sie braucht Zeit. Wachstumsphase und Ruhephase. Die richtige Pflege. Licht und Wasser zum richtigen Zeitpunkt. Um dann mit unvorstellbarer Kraft aus dem Dunkel hervorzubrechen. Um blühen zu können.
Es ist eine lange Wartezeit. Die Erde bewegt sich einmal um die Sonne, während wir auf die Blütenpracht warten.
Welchen Weg haben wir in dieser Zeit zurückgelegt? In diesem letzten Jahr? Wo mussten wir Wartezeiten in Kauf nehmen? Einfach nur durchhalten? Menschen loslassen? Liebgewonnenes zurücklassen? Schmerzhafte Wochen in der Dunkelheit verbringen? In gefühltem Stillstand und in Einsamkeit? Auf den Durchbruch warten? Auf die Blüte hoffen?
In Jesaja 43 spricht Gott durch den Propheten zu einem Volk, das in der Dunkelheit sitzt und jegliche Hoffnung verloren hat – durch Krieg, Verschleppung, Gefangenschaft und Leid: Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr es denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.
Reicht das? Brauchen wir lediglich einen Appell zur Hoffnung? An unseren guten Willen? Können wir all das, was im letzten Jahr war, einfach so zurücklassen? Das denke ich nicht.
Aber wir haben einen Gott, der sich auf den Weg macht, der zu uns kommt, gerade um unsere Vergangenheit und unsere Zukunft mit uns zu tragen. Der uns begleitet. Tag für Tag. Der bei uns ist. Immanuel. Das dürfen wir uns gerade auch jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit wieder bewusst machen. Und der so gerne Neues schaffen will. Der uns immer wieder helfen möchte, unseren Blick auszurichten: Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr es denn nicht? So, wie die Zwiebel der Amaryllis jährlich zum Leben erwacht. Ihre Blüte ein jährlich wiederkehrendes Geschenk, das uns wochenlang erfreut.
Herzlich,
Ihre Maren Schneider