Zum Nachdenken
Wenn Sie an die biblische Weihnachtsgeschichte denken – welche Person kommt Ihnen da als erstes in den Sinn?
Der stumme Zacharias? Der Engel Gabriel mit seiner unglaublichen Botschaft? Die junge Mutter Maria? Engelsheere bei ein paar rauen Gesellen auf dem Feld? Die weitgereisten Gelehrten aus dem Morgenland? Oder das süße Baby?
Halt, war da nicht noch jemand?
Jemand, der eine ganz entscheidende Rolle spielt und doch neben den glamourösen Hauptfiguren eher unscheinbar wirkt?
Ein verliebter Zimmermann, der davon träumt, seine eigene Familie zu gründen. Der plötzlich seiner schwangeren Verlobten gegenüber steht, wohl wissend, dass das Kind nicht von ihm sein kann. Der fromme Jude hat nun zwei Möglichkeiten: Entweder zerrt er seine Maria als Ehebrecherin vor Gericht oder er stellt ihr einen Scheidebrief aus. Noch bevor Gott eingreift und eine andere Perspektive eröffnet, zeigt sich Josefs Charakter: Er möcht seine Frau heimlich aus ihrer gemeinsamen Verbindung entlassen, sie nicht bloßstellen oder dem Gespräch der Leute aussetzen. Oder gar einer Verurteilung zum Tod. Von Josef heißt es in Matthäus 1,19, dass er ein Mann mit aufrechter Gesinnung war. Er war nicht nur ein gerechter Mann, er vertraute Gott mitten im Alltag. Er war offen und durchlässig für Gottes Stimme und die Träume, durch die Gott Josef und seine kleine, kostbare Familie führen und beschützen wollte. Er ließ sich unterbrechen. War bereit, seine ausgeklügelten Zukunftspläne und eigene Gefühle und Hoffnungen hintenanzustellen, Er gehorchte Gott. In aller Stille. Abseits von Goldkugeln und Lametta. Mitten im Alltag.
Dieses Gottvertrauen und die Bereitschaft, das eigene Handeln an Gott auszurichten, sich im Alltag unterbrechen zu lassen und auf ihn zu hören – das wünsche ich mir und Ihnen.
Und...vielleicht geben wir Josef ja dieses Jahr einen Ehrenplatz in unseren Krippen?
Herzlichst, Ihre Maren Schneider